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Kurzchronik

der Narrenzunft Schonach

Im Schwarzwald zählt Schonach zu den ältesten Orten fastnachtlichen Brauchtums. Die Dokumentation hierfür lieferten Verbote zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, die von der Obrigkeit ausgesprochen, aber von der Schonacher Bevölkerung nicht sonderlich streng wahrgenommen wurden. Als Dokumentation liegen der Narrenzunft Schonach auch Bilder aus den Jahren 1910 und 1911 vor, auf denen reges Narrentreiben in Schonach zu sehen ist.

Zur Förderung dieses bodenständigen Treibens wurde im Jahre 1934 von einigen Narren beschlossen, einen Fasnetsverein zu gründen. Diese Gründungsversammlung fand am 14.1.1935 im Gasthof Schwanen statt. Hier wurde die Narrenzunft Schonach, mit einem Elferrat unter Vorsitz des Herrn Karl Sauter, gegründet. Als jährlicher Mitgliedsbeitrag wurde der Betrag von 50 Pfennig beschlossen. Bei dieser Gründungsversammlung wurde auch ein Fasnetsprogramm festgelegt, das bis zum heutigen Tage nahezu in dieser Form durchgeführt wird. Es handelt sich hierbei um die Durchführung eines Kinderumzugs sowie der Rathausaushebung am "Schmutzigen Donnerstag" und dem Umzug am "Fasnet-Sonntag".

Doch die Bemühungen dieser Männer wurde durch den kurze Zeit später ausbrechenden 2. Weltkrieg jäh beendet. Erst am 11.11.1946 fand dann wieder die erste offizielle Sitzung der Narrenzunft statt. Das närrische Treiben hielt sich aber aufgrund der zeitlich bedingten Armut in Grenzen. Auch machten sich die vielen Gefallenen des Krieges in allen Schonacher Vereinen, so auch bei der Narrenzunft, bemerkbar. Die Männer mittleren Alters fehlten, und die jungen Narren hatten noch nicht den Mut oder die richtige Einstellung zur Fasnet gefunden. Doch mit Beginn der fünfziger Jahre wurde auch die Fasnet immer mehr belebt. Ab dem 11.11.1953 übernahm der unvergessene Rudolf Kienzler das Zepter der Narrenzunft und führte den Verein in eine wahre Blütezeit. In der gleichen Versammlung wurde auch beschlossen, der Schonacher Fasnet eine Maske mit Häs zu geben. Der damalige Sekretarius Bruno Bender hatte eine Idee und diese wurde in Zusammenarbeit mit dem Werklehrer Bruno Beylich verwirklicht. Somit war der Schonacher Geißenmeckerer geboren. Eine genaue Beschreibung des Geißenmeckerers sowie der anderen zwischenzeitlich hinzugekommenen Zunftmasken ist am Ende dieser Chronik verfaßt. Auch wurde die Herausgabe einer jährlichen Narrenzeitung "Schonacher Volksblatt" beschlossen. Dieses Volksblatt, das im Volksmund "Narreblättli" genannt wird, wird heute noch in gleicher Form und Ausstattung herausgebracht.

Im Jahre 1955 waren an Fasnet schon 20 Geißenmeckerer auf den Straßen und in den Lokalen zu sehen. Bei einem damaligen Anschaffungspreis von ca. 350,00 DM war dies für die Träger ein großes finanzielles Unterfangen, da die Narrenzunft nicht die Mittel hatte, sich finanziell zu beteiligen.

Ab dem Jahre 1956 wurde auch die Durchführung von Zunftabenden eingeführt, welche alljährlich am Wochenende vor Fasnet am Samstag und Sonntag stattfinden. Diese Zunftabende sind seither einer der Höhepunkte der Fasnet. Der ganze Stolz der Narrenzunft ist es, daß das Programm dieser Zunftabende immer aus eigenen Reihen bestritten wird. Die Narrenzunft entwickelte sich in den Folgejahren prächtig und galt damals schon als einer der größten Vereine in Schonach.

So reifte das Ziel heran, sich einem der beiden großen Narrenverbände anzuschließen. Nachdem der Verband Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte der Narrenzunft Schonach den Beitritt verweigerte, schloß man sich dem Verband Oberrheinischer Narrenzünfte an, wo man im Jahre 1962 in Kenzingen feierlich aufgenommen wurde. Die Narrenzunft Schonach hat sich zwischenzeitlich zu einer der größten und auch schönsten Verbandszünfte gemausert.

Im Jahre 1970 bekam der Geißenmeckerer eine Begleiterin und zwar die "Geißenmagd". Die Maske hat weibliche Gesichtszüge ist aber dem Geißenmeckerer angeglichen und darf nur von weiblichen Personen getragen werden. In der Folgezeit wurde immer wieder mit Erfolg an Narrentreffen im Inn- und Ausland teilgenommen.

Am 15.2.1977 wurde Rudolf Kienzler zum Ehrenpräsidenten ernannt. Klaus Schmidt übernahm den Posten des Oberzunftmeisters und führte mit viel Geschick das Zepter der Narrenzunft Schonach bis zum 26.04.2002. Nach 25 Jahren hervorragender Amtszeit, kandidierte Klaus Schmidt nicht mehr für den Posten des Oberzunftmeisters.

Er wurde aufgrund seiner vielen Verdienste am darauffolgenden Zunftabend 2003 zum Ehrenoberzunftmeister ernannt. Die Geschicke des Vereins werden künftig von Jonny Kienzler, der einstimmig bei dieser Jahreshauptversammlung zum Oberzunftmeister gewählt wurde, geleitet. Jonny Kienzler führt dieses Amt bis zum heutigen Tage zur vollsten Zufriedenheit aller aus.

In den Jahren 1967, 1982 und 1994 wurde der Konvent des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte mit großem Erfolg durchgeführt. Auch wurde aus Anlaß des 25. Geburtstags des Geißenmeckerers im Jahre 1979 und des 50-jährigen Jubiläums der Narrenzunft im Jahre 1985 große Narrentreffen, die der Schonacher Bevölkerung noch in guter Erinnerung sind, durchgeführt.

Die vergangenen Jahre waren geprägt von viel Arbeit und immer neuen Ideen für Zunftabende, Umzüge und Fasnetsgestaltung. Die Anzahl der Maskenträger ist bis zum heutigen Tage auf ca. 280 Geißenmeckerer und 180 Geißenmägde angewachsen. Der Narrenrat umfaßt z.Zt. 20 Personen. Oberzunftmeister Klaus Schmidt erklärte beim Konvent 1994, daß er stolz darauf sei, daß diese 20 Narrenräte ausschließlich aus männlichen Personen bestehen. So kann man davon ausgehen, daß im Narrenrat der Narrenzunft Schonach noch keine Quotenregelung eingeführt wird und, daß die Vereinsführung sowie der Narrenrat noch lange in männlicher Hand bleiben wird.

Aus Anlaß des 60-jährigen Vereinsjubiläums am 4. und 5. Februar 1995 veranstaltete die Narrenzunft + Schonach ein großes Narrentreffen verbunden mit dem Vogteitreffen des Verbandes Oberrheinischer Narrenzünfte. Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Sternmarsch am Samstag Abend. Hier nahmen ca. 1.200 Hästräger und 10 Musikkapellen teil. In besonders guter Erinnerung dürfte die anschließende Freinacht bleiben, wo buchstäblich die Nacht zum Tage gemacht wurde. Tausende von Menschen feierten ausgelassen auf den Straßen von Schonach bis in die frühen Morgenstunden. Für das leibliche Wohl der Besucher sorgten außer der hiesigen Gastronomie über 45 Imbisbuden, Festzelte und Garagenwirtschaften. Am darauffolgenden Tag fand dann bei wunderbarem Fasnetswetter der große Umzug mit einer Beteiligung von 4.500 Hästrägern und Musikern statt.

Diese gelungene Veranstaltung wurde auch vom Fernsehen (S3) direkt übertragen. Der Umzugsweg wurde von etwa 12.000 Zuschauern gesäumt. Hier kann man sagen, daß sich Schonach wieder von seiner besten Seite gezeigt hat, zumal die Bevölkerung wunderbar mitgezogen hat und die Häuser mit über 20.000 Luftballons geschmückt hatte.

Auch im Jahre 2004 hatte die Narrenzunft Grund zum Feiern. Die Hauptzunftmaske, der Geißenmeckerer, feierte seinen 50. Geburtstag. Dieses Fest wurde zum Anlass genommen, wieder ein großes Narrentreffen in Schonach durch zu führen. Nachdem das Treffen im Jahre 1995 so erfolgreich abgelaufen war, entschloss man sich das Narrentreffen 2004 mit demselben Muster durchzuführen, was wiederum ein großer Erfolg war. Selbstverständlich war auch das Fernsehen wieder zur Stelle, um dieses Ereignis in einer dreistündigen Direktübertragung den Fasnachts-Zuschauern ins Wohnzimmer zu bringen. Dieser Umzug konnte sich wieder sehen lassen und Schonach war einmal mehr prächtig ins Fernsehbild gesetzt. Auf der Ehrentribüne in Schonach konnten wir zu unserer großen Freude über viel örtliche und überörtliche Prominenz und auch unseren Landesvater, Ministerpräsident Erwin Teufel, begrüßen, was für unsere Narrenzunft eine große Ehre war. Ein weiteres freudiges Ereignis fand während des großen Narrenzunft-Umzugs statt. Unser Oberzunftmeister Jonny Kienzler erlebte dieses Ereignis im Kreissaal des Krankenhauses Schramberg, wo seine liebe Ehefrau Antje genau zu dieser Zeit eine Tochter mit Name Emma zur Welt brachte. So wurde am Abend nicht nur das gelungene Narrentreffen, sondern auch die Geburt des ersten Kindes unseres Oberzunftmeisters gefeiert, und auch gebührend begossen.

Der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte (VON) führte in seiner Ehrensatzung eine neue und sehr seltene Auszeichnung ein. Es handelt sich hierbei um den Orden „Ein halbes Leben“ der für über 44-jährige, aktive Tätigkeit als Narrenrat in einer Verbandszunft verliehen wird. Dieser Orden wurde am Zunftabend 2007 unserem Ehrenoberzunftmeister Klaus Schmidt für 55-jährige Mitgliedsschaft und unserem Ehrennarr Hans Kienzler für 50-jährige Mitgliedsschaft vom VON verliehen. Anzumerken wäre hierzu, dass diese Orden die Verleihungsnummern „3“ und „4“ des Verbands hatten.

Doch nicht nur frohe Tage konnte die Zunft in diesem Jahr feiern. Im Juli 2007 verstarb nach kurzer, schwerer Krankheit unser Ehrenoberzunftmeister Klaus Schmidt. Da Klaus Schmidt immer noch tatkräftig in der Zunft mitarbeitete, war dies für uns ein schwerer Verlust. Die Narrenzunft erwies ihm die letzte Ehre und trug ihn auf dem Bergfriedhof in Schonach zu Grabe.

Aber wie das Leben so spielt, muss die Arbeit weitergehen. In den letzten Jahren wurde die Fasnet in Schonach immer mit großem Erfolg durchgeführt. Alle Narrenräte, deren Anzahl sich durch neue Eintritte und auch bedauerliche Austritte kaum verändert, musste ihre ganze Arbeitskraft, sei es auf handwerklicher oder künstlerischer Seite, voll einsetzen. Die Bevölkerung schraubt natürlich aufgrund des Fernsehens die Erwartung an die Zunft immer höher hinauf. Diese Erwartungen konnten von uns aber voll erfüllt werden.

Und nun noch ein kurzer Blick in die Zukunft. Im Jahr 2010 kann unser Verein auf 75-jähriges Bestehen zurückblicken. Selbstverständlich soll wieder ein großes Narrentreffen durchgeführt werden. Die Vorbereitungen hierzu sind im vollen Gange.

In den vergangen Jahren reifte immer mehr der große Traum heran, in Schonach einen schönen Narrenbrunnen zu erstellen. Da ein neues Rathaus gebaut wird, wäre dies eine wunderbare Möglichkeit den Brunnen dahin zu platzieren. So wurde von Donat Ketterer ein tolles Brunnenmodel entworfen. Um diesen Brunnen aber zu realisieren, sind größere finanzielle Mittel nötig, was mit diversen Festen, aber auch durch Spenden der heimischen Industrie, des Gewerbes und der Bevölkerung realisiert werden soll. Die Narrenzunft hofft, dass dies möglich ist, und, dass der Brunnen im Jahr 2010 oder 2011 gebaut werden kann.


Schonach im Schwarzwald,
im Mai 2009
Narrenzunft Schonach

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